Zusammen mit meiner Liebsten war ich am 15.6.2008 beim Arrow Rock Festival in Nijmegen. Wir waren hauptsächlich wegen der 35-Alive-Tour von KISS dort, aber auch das restliche Lineup versprach einen amüsanten Tag.
In Nijmegen erwartete uns ein ziemlich großes Gelände mit praktisch aufgebauten zwei Bühnen und einer tollen Infrastruktur. (Bisher empfand ich lediglich das Gelände in Donnington ein kleines bisserl besser, da dort die Hauptbühne in einem Kessel liegt und man selbst als nicht allzugroß gewachsener Mensch eigentlich alles sieht).
Das Festival hat eine eigene Währung, die man auf dem Festivalgelände umtauschen kann. Auf diese Weise ist das Kassieren an den Theken und Fressständen extrem einfach, da alles im Prinzip ein vielfaches dieser Währung kostet. (Ein Bier 0.4l kostet damit umgerechnet 3.90EUR – also auch die Preise waren auf einem annehmbaren Niveau).
Toiletten und Stehpinkelstände sowie Theken und Fressbuden waren reichlich vorhanden und über das ganze Gelände verteilt.
Auf den beiden Bühnen liefen direkt abwechselnd verschiedene Acts – dazu später – und wenn man geeignet gestanden hat, konnte man beide Bühnen mit einem kleinen Schwenk sofort einsehen. (Klasse!)
Vor der Hauptbühne war ein ziemlich großes Areal trichterförmig bis zur Mische abgetrennt für Besitzer eines Tickets Deluxe. Diese hatten auch einen eigenen Bereich am Eingang und eine eigene Bar (Getränke gab es dort glaub ich auch kostenlos). Das würde ich jetzt als Geheimtip verstehen wollen: Arrow-Rock-Festival nur noch mit Ticket Deluxe! Leider kam ich bei der Bestellung unserer Tickets zu spät – das wollte ich uns eigentlich gönnen, aber als ich mich Ende März dazu endlich durchgerungen hatte, waren die Tickets Deluxe schon seit 3(!) Wochen ausverkauft.
So brauchten wir eine kleine Ewigkeit um mit den anderen Zigtausend auf das Gelände zu kommen und hörten REO Speedwagon (Hauptbühne) noch vor den Toren – ok, kein großer Verlust 😉
Gleich anschließend rockten Gotthard (von der Nebenbühne, die im übrigen auch recht groß war). Den Anfang haben wir noch in der oben erwähnten Menschentraube und beim Anstehen an den ersten Wechselschaltern verbracht. (Auch blöd… Sobald man das Gelände kennt, stellt man fest, dass dort noch viele weitere Schalter sind, teilweise sogar vollautomatisch). Bisher habe ich von der Band nie sehr viel gehalten, aber ich muss schon sagen, dass ich da glaube ich eine Band ziemlich unterschätzt habe. Die haben ordentlich Alarm gemacht und waren gut anzuhören (gesehen habe ich, wie schon erwähnt nicht viel, zumal ich mich dann auch erstmal um die ersten Getränke bemühen musste).
Es gab dann eine ganz kurze Pause, bevor Journey auf die Hauptbühne kamen – und wir waren während des Gigs hauptsächlich mit Essen beschäftigt 🙂 nun gut, Journey hat mich, genau wie die anschließend von der Nebenbühne spielenden Kansas nie wirklich interessiert. Den Rest von Journey habe ich im Gras liegend durchaus genossen – das war irgendwie wie eine Zeitreise. Das war sehr gut gemachte und vorallendingen sehr gut dargebotene Lala. Besonders gefallen haben wir Drums (Castronovo) und Neil Schon sowie der neue Sänger, bei dem ich (ohne ihn gesehen zu haben) zunächst glaubte, Steve Perry wäre wieder bei Journey.
Während Kansas haben wir das Gelände genauer erkundet, zu denen kann ich also gar nichts zu sagen, da ich die Band teilweise kaum hören konnte. (Während der Auftritte auf der Nebenbühne kam am anderen Ende des Geländes auch noch Musik aus der Konserve).
Danach ging das Festival für mich eigentlich erst richtig los:
Def Leppard spielten (wie alle Acts – bis auf Kiss, s.u.) 60 Minuten auf der Hauptbühne und haben so erfrischend losgerockt, dass es eine richtige Freude war, dort zuzuschauen und zuzuhören. Die haben Songs von fast allen Alben gespielt (beginnend bei der Pyromania!) und ausnahmslos perfekt dargeboten – wenn auch leider mit einer recht schmucklosen Show… Es ist einfach faszinierend, was die Jungs im Repertoire haben – Songs, die 25 Jahre alt sind, aber locker heutzutage in die Charts könnten… Für Christa und mich war das (neben KISS) das Highlight des Tages!
Danach spielten Twisted Sister (äh? die gibbs noch???) auf der Nebenbühne unter dem Motto „25th anniversary of you can’t stop rock n roll“. Und auch das war durchaus anhörbar – wenn es auch nicht (mehr) meine Musik ist. Aber die Jungens haben eine Riesenstimmung gemacht. Da gingen die Fäuste noch weit hinten hoch in die Luft!
Danach kam für mich die Entäuschung des Jahres, wenn nicht der letzten Jahre überhaupt: Whitesnake… Oder sagen wir besser: Coverdale hat mich dermaßen enttäuscht, dass ich nach ein paar Nummern mich von dem (durchaus recht weit vorne angesiedelten) Platz verabschiedet habe, von dem aus ich Whitesnake genießen wollte. Was war passiert? Coverdale hat irgendwie(?) seine Stimme komplett verloren (gehabt?)… Die tiefen Passagen seiner Songs hat er gerade so hinbekommen, sobald er etwas höher musste, hat er nur noch geschrien. In fast jedem Chorus hat jemand aus der Band seinen eigentlichen Part übernommen – das dann aber durchaus gut. Die Band als solches war sehr gut mit jungen Musikern bestückt, die ich größtenteils nicht kannte, bis auf Adrian Vandenberg, der offenbar wieder mitspielt – und das gewohnt klasse! So habe ich mir dann bei einem Bier an der Theke den Rest angehört und es hat mir diverse Male einen Fluch entlockt, wenn Coverdale mal wieder nur geschrien hat oder gar seine Töne nicht richtig traf. Die Songauswahl war erwartungsgemäß: ein paar (2?) von der neuen Scheibe und natürlich die Hits von der 1987 („Still of the Night“, „Here I go again“, ich glaub, mich auch an „Gimme all your love tonight“ erinnern zu können), dazwischen „der Kram“ von den Scheiben nach der 1987, die ich irgendwie gar nicht richtig kenne, obwohl sie auch in meinem Schrank stehen müssten…
Von Motörhead auf der Nebenbühne habe ich leider(!) gar nichts mitbekommen, da wir uns schon gleich nach dem Ende von Whitesnake entgegen dem Strom zu einem günstigen Platz in der Nähe der Mische positioniert haben, von dem aus wir dann KISS genießen wollten. Unglücklicherweise lag das Zelt über der Mische (sagen wir lieber dem Technikraum :-)) genau in der Flucht zur Nebenbühne, sodass wir eigentlich nur eine Art Betonmischergeräusch wahrnehmen konnten…
KISS haben dann ziemlich pünktlich um 20:45 angefangen (mit einem Regenbogen über der Bühne, da es gerade kurz zuvor ziemlich heftig nieselte und die Sonne aus dem Rücken die Bühne anstrahlte). Und dieses Konzert war genau das, was ich erwartet hatte (und auch in Wien schon bekam). Eine frische Show mit (fast) allen Songs der ersten 3 Jahre im ersten Teil und danach noch ein paar Hits der Jahre danach – insgesamt wieder 2h15 Spieldauer, von denen nicht eine Minute langweilig war. Wer noch nie KISS live gesehen hat, sollte sich das unbedingt mal reintun: die Jungens – und besonders Paul – wissen, wie man ein Publikum fesselt! Die beiden „Neuen“ Thommy Thayer und Eric Singer (die ja tatsächlich nicht wirklich neu sind) sind für mich die besseren Ace und Peter – auch wenn Ace, äh Thommy, noch(?) nicht singt… qualitativ hat das KISS auf jedenfall gut getan!
Ich habe während der Show – insbesondere während KISS – einige Fotos gemacht, die Dank moderner Technik mittlerweile auch mit erlaubter „Nicht-Profi-Kamera“ wie ich finde ziemlich ansehnlich sind. Schaut selbst…
(Auf ein paar Fotos wird dann wahrscheinlich auch klar, warum wir diesen Platz ausgesucht hatten: Paul wird während eines Songs auf einer Art Seilbahn auf ein Podest über dem Mischpult befördert und wir hatten von unserem Platz aus einen tollen Blick auf diesen Podest)
Aber der Oberhammer kommt erst noch: Der Merchandising-Fuchs Gene Simmons – und dafür ist garantiert niemand anderer verantwortlich – hat etwas neues „erfunden“: Ich nenne es mal das offizielle Bootleg zur Show zum Mitnehmen (fast) direkt im Anschluss an die Show. Nach vorheriger Anmeldung und Zahlung am Merchandisingstand konnte man sich eine halbe Stunde nach der Show eine Doppel-CD von der Show selbst abholen. Generalstabsmäßig geplant und durchgeführt, musste man doch nur noch eine (tatsächlich kurze) zeitlang in der (ziemlich langen) Schlange stehen und bekam dann beim Durchgehen für seine vorher erstandene Marke _die_ CD in die Hand gedrückt. Soundlich ist das zwar (natürlich) keine Live-Scheibe, die mit einer im Studio nachbearbeiteten mithalten kann – aber sie ist allemal deutlich besser als ein Standard Bootleg – und sie ist offiziell (es fehlen nur noch die Autogramme darauf ;-))